Vorgestern war ich in einer merkwürdigen Veranstaltung. Es war so als wollte man böse Geister herauf beschwören, der Welt vor Augen halten was Journalismus nicht ist und was er nicht sein darf.
Ich war mir zu keinem Zeitpunkt sicher, ob dieser Film den Miklos Gimes über Tom Kummer gemacht hat, eine Hommage ist oder eher den Lebensweg eines gescheiterten Talentes beschreiben sollte, dem auch er mal auf dem Leim gegangen ist.
Wenn ich einer jungen Journalismus-Studentin glauben durfte, waren die meisten Anwesenden vom Fach.
Wer ist Tom Kummer werden sie fragen.Tom Kummer ist ein 1963 in der Schweiz geborener Journalist der mit aufsehenerregenden, weil sowohl inhaltlich und textlich interessant, Interviews in der Medienwelt für Furore sorgte. Er schrieb für die renommiertesten Zeitungen und Magazine, wie z.b.Die Zeit, Der Spiegel, Neue Zürcher Zeitung, Frankfurter Allgemeine, Stern, Vogue
Seine Interviews waren eine Offenbarung, sie hatten Tiefe. Mike Tyson zitierte dort Nietzsche
und Kim Basinger schwang sich nackt an einem Seil durch den Raum, dies sei ihre Art von Befreiung.
Tom Kummer war ab 1993 unser Mann in Hollywood.
Sein Anstellung bei der Zeitschrift Tempo, verdankte er einem einzigen Artikel.
Seine Artikel hatten nur einen kleinen Haken, sie waren allesamt erfunden, er hat sie an seinem Küchentisch geschrieben.
Irgendwann flog der Schwindel auf und zwei angesehene Chefredakteure des SZ-Magazins, Ulf Poschardt und Christian Kämmerling, mussten darauf ihren Hut nehmen.
Nachdem Tom Kummer mit „Blow up. Die Story meines Lebens.“ veröffentlichte, hat Miklos Gimes, der 1997 als stellvertretender Chefredakteur beim Tages-Anzeiger-Magazin ebenfalls Kummers Interviews veröffentlicht hat, einen Dokumentarfilm über ihn gemacht.
Seine Motive waren die Suche nach dem Werdegang, Wandel und Läuterung Kummers .
Während es im Film viel zu lachen gab, auch über die Videoeinspielungen Kummers, z.B. seine Hochzeit in einem Auto bei Mac Wedding, gab es auch viele traurigen Momente, die aufzeigten das man einen Kummer nicht habhaft werden kann. Weil Kummer immer auswich wenn es ernst wurde.
Ernsthaftigkeit will Kummer bis heute nicht gelingen, er kann keinen Blick standhalten.
Tom Kummer hat es nicht gelernt wirklich an einem Artikel zu arbeiten, inklusive Recherche. Heute verdient er sich seinen Lebensunterhalt als Paddle-Tennis-Trainer in Los Angeles.
Vielleicht darf Kummer, der heute noch über seine Artikel lachen kann, kein Schuldbekenntnis geben, er würde damit sich und sein Leben in Frage stellen.
Kummer
Ich weiß nicht wie es Ihnen gehen würde, ich musste doch mehr schmunzeln (vielleicht weil selbst
nicht betroffen) über die anschließenden Diskussion mit, Juan Moreno Spiegelredakteur, Daniel Kothenschulte, Filmkritiker Frankfurter Rundschau, Frank Olbert KStA und Miklos Gimes, Regisseur des Films.
z.B. erzählte Herr Kothenschulte an einem Beispiel, welchen Schaden solche Fantasiegeschichten für die Betroffenen anrichten können.
Man war sich einig, so etwas darf nicht mehr passieren. Besonders enttäuscht waren sie über Tom Kummer der sich weder richtig bei Kämmerling und Porchardt entschuldigt hat, noch seine zweite Chance zu nutzen wusste.
Viele Redakteure haben Gimes die Zusammenarbeit verweigert.
Schließlich sind sie seinem Husarenstreich und es hatte Zweifler gegeben, alle aufgesessen.
Es war so, als erwarteten sie im Gegenzug Wandlung und Läuterung, aber die wollte und konnte Kummer, der sich meistens selbst inszeniert, keinem geben.
Bei solchen Previews darf sich im Anschluss an dem Film das Publikum äußern.
Die Studentin huldigte den Film als Lehrstück und betonte, auch Lieschen Müller würde ihn verstehen. Nun ich kenne Lieschen Müller nicht persönlich, wenn sie damit das stilisierte Blondchen von der Straße meint, vielleicht hatte sie schon einen „Kummer“ und ist mit der Welt der Kummers bestens vertraut.
Dabei bedenken sollte man, dass eine ganze Sparte des Journalismus (Yellow Press) vom Erfinden von Geschichten lebt und das auch Lieschen Müller nicht alles glaubt.
Darüber hinaus fließt die Meinung und Auslegung eines jeden Schreibenden, doch in die Storys mit ein und da wären wir bei der berühmten Frage :“Was ist Objektiv“?
Vielleicht ist Kummer nur ein verkannter Künstler, der ein Buch an die Wand wirft und den Inhalt der aufgeschlagenen Seite mit ein paar Fakten verknüpft und daraus einen neuen, vielleicht besseren Menschen entwirft, weil die realen Stars in Wirklichkeit viel zu langweilig sind?
Was auch immer dahinter stecken mag mir hat der Film "Bad Boy Kummer", gut gefallen.
Er ist ab 16. 5. (bitte nach schauen) in Cinenova zu sehen.
Der arme Kummer sollte mal über meinen Kummer schreiben,da muss er nichts erfinden ! Liebe Grüße Sophie
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