Samstag, 13. November 2010

Papas Christstollenrezept


Mögen sie eigentlich Christstollen? Diese Frage darf ich ihnen eigentlich gar nicht stellen, sehr wahrscheinlich wissen sie gar nicht, wie leckerer Christstollen schmeckt, weil sie noch nie so einen gegessen haben, wie ich ihn seit frühester Kindheit gewöhnt bin.

Den Weltbesten Christstollen hat mein Vater gebacken (Behaupte ich jetzt einfach mal). Von Haus aus war er unter anderen Konditor.
Ihr wundert euch sicher, dass ich jetzt schon ein Christstollen-Rezept hier einstelle, aber das hat seinen Grund.
Es ist eine Hommage an meinen Vater, der in seinem ersten Beruf Konditor war und vor über drei Jahren gestorben ist. Es ist der Geschmack der Kindheit, die Erinnerung an seinen einzigartigen Christstollen, den er jedes Jahr gebacken hat.

Papa hat nicht einfach mal eben gebacken, wenn er in der Küche gearbeitet hat, dann war die Küche Sperrgebiet. Den ganzen Tag sah man ihn in der Küche den Teig kneten und auf den Tisch schlagen, denn sein Hefeteig war erst gut, wenn er nicht mehr am Tisch kleben blieb, dann erst durfte man ihn weiterverarbeiten.

In der Küche entstand zu den Festen das feinste Gebäck, wie Heidesand, Schwarzweißgebäck und Spritzgebäck, Butter- und Streuselkuchen, Brezeln, aber auch riesige Torten wie Eistorten mit selbst gemachten Krokant oder riesige doppelstöckige Buttercremetorten. Wer je ein Stück davon gegessen hat der weiß, das dies neben einem Anschlag auf die Figur, auch ein Fest für die Sinne war.

Mein Vater empfahl die Christstollen vier Wochen vorher zu backen, weil die Gewürze dann erst ihren Geschmack entfalten. Dabei hat er gar keine wirklichen Gewürze verwendet, das Aroma entfaltete sich aus der Verquickung der guten Zutaten.

Dieses Rezept ist für 12 Christstollen , einen Teil hat er jedes Jahr verschenkt. Wer weniger backen will muss die Zutaten also durch zwölf teilen.

Das Rezept ist, wie mein Vater ausdrücklich schrieb, nach einer Rezeptur von Hermann Vobbe (über den ich im www nichts herausfinden konnte)
Hiermit komme ich auch dem Wunsch Schusters nach, der vor zwei Jahren um ein Christstollen-Rezept bat, als ich die schnelle Version eines Hefeteiges nach Barbara Rütting hier eingestellt habe.

Also, wenn ihr zu Weihnachten ein paar Mitbringsel braucht, wie wäre es Leuten, die schon alles haben, einen selbstgebackenen Christstollen mitzubringen:

Original Dresdner Christstollen

(nach der Rezeptur von Hermann Vobbe)

4000g Mehl
1,25 lt. Milch
500g Zucker
300g frische Bierhefe
750g Butter
250g Schweineschmalz
250g Biskin (oder ein anderes Pflanzenfett)
3000g Rosinen (diese werden am Abend vorher mit guten Rum getränkt)
750g Zitronat(o. weniger nach Geschmack)
500g Mandeln (geschält, geröstet u. gehackt)
6 Eier
3 Zitronen (die abgeriebene Schale von unbehandelten)
4 Päckchen Vanillezucker
6 Prisen Salz

1000g Marzipanrohmasse 00 (zum Füllen)
1000g Butter (zum Tränken, der gebackenen Stollen)
? g Zucker(zum zuckern der Stollen)
? g Puderzucker (zum besieben)

Ansatz:

Einen Teil des Mehles und die gesamte Milch, Zucker, Hefe, Eier, Vanillezucker und Zitronenschale, in einer wirklich großen Schüssel , zu einem glatten Brei verrühren. Nun mit einem Tuch abdecken und aufgehen lassen bis zum Rand der Schüssel.

Zur weiteren Verarbeitung wird der Ansatz mit der Butter, Schweineschmalz, Biskin,( oder ein anderes Pflanzenfett) dem restlichen Mehl, sowie Salz nach und nach zu einem Teig verarbeitet.

Merke, der Teig muss solange geknetet und geschlagen werden bis er sich von der Tischplatte löst und nicht mehr klebt.

Das ist der Grund warum ich einen einfacheren Hefeteig bevorzuge, der jedoch nicht im Entferntesten an die Qualität des Backwerks meines Vaters erinnert, er hat sich mit dem Teig über Stunden beschäftigt, dafür schmeckten seine Kuchen : Hefezöpfe, Butterkuchen und Streuselkuchen , noch Tage später, waren einfach von einer ganz anderen Qualität

Erst dann kann er weiter verarbeitet werden und Rosinen ( die einige Tage zuvor in starke gezuckerten hochprozentigen, sehr gutem Rum getränkt werden) Zitronat und Mandel können unter geknetet werden.

Nachdem der Teig kurz geruht hat wird er in zwölf Portionen ca. 1 Kg geteilt.
Die Marzipanrohmasse wird mit dem Eiweiß von 4 Eiern und 150g Puderzucker verarbeitet und in 12 gleich große Stücke geteilt.

Aus den zwölf Teigstücken formen wir zwölf mit Marzipan gefüllte Christstollen.
Je zwei Christstollen gehen lassen mit Mich oder Wasser einpinseln und je zwei Stollen bei 175°-200°, 30- 40 Minuten backen.

Nachdem sie goldgelb aus dem Backofen kommen, werden sie mit ausgelassener Butter eingepinselt/getränkt und nach dem Einpinseln werden sie von allen Seiten mit Kristallzucker bestreut.

Nach dem Erkalten der Stollen, (am zweckmäßigsten am nächsten Tag) werden die Stollen mit Puderzucker besiebt und in Stollenschläuche verpackt.
Zwischen Backen und Verzehr sollten vier Wochen Liegen, dann erst entfaltet er seinen einzigartigen Geschmack!
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